Ausgerechnet Kabul

Die 27-jährige Ronja von Wurmb-Seibel zieht nach Kabul, um Afghanistan nach Geschichten zu durchstöbern, welche ihr die Menschen erzählen. Sie möchte vom Leben der Frauen, der Kinder und der Realität der Gesellschaft erzählen. In Kabul erlebt sie emotionale Momente, die sie zum Nachdenken anregen. Sie ist geschockt von der Situation in Afghanistan.
Am Anfang des Buches spricht sie über die Gründe, warum sie nach Kabul ging und sich entschied, dort zu leben. Sie hatte als Journalistin zuvor deutsche Soldaten begleitet. Sie erzählt von den Partys der Deutschen und Ausländer in Kabul. Und sie erzählt von drei kleinen Mädchen, die Schals an die Deutschen verkaufen. Es gibt einen guten Kontakt zwischen den deutschen Soldaten und den Menschen von dort. Die Autorin erzählt, dass sie zwar die Deutschen begleitete, mehr und mehr aber Zeit mit den afghanischen Menschen verbringen und auch mehr über Kabul erfahren wollte. Sie berichtet, dass Alkohol in Afghanistan zwar verboten ist, aber jeder die Adressen kennt, wo Menschen Alkohol kaufen können und dass auch die afghanische Polizei das weiß. Die Autorin interessiert sich besonders für die afghanischen Frauen. Sie erzählt Geschichten von Frauen und wie stark sie in so schwerer Zeit sind. Sie erzählt vom Besuch eines Frauengefängnisses und wie schockiert sie war. Sie spricht über eine Frau, die an diesem Tag nach Hause gehen durfte. Nach einem Jahr Gefängnis, weil sie das Armband ihrer verstorbenen Schwester gestohlen hat. Sie konnte aber nicht nach Hause, weil niemand da war, um sie abzuholen und sie hatte Angst, alleine draußen. Ich bin Afghanin und als ich das Buch gelesen habe, war ich selbst schockiert, denn in dem Teil, wo die Autorin über Alkohol spricht, erinnerte ich mich an Afghanistan und daran, dass ich gehört hatte, dass jemand Alkohol getrunken hat und einen Unfall hatte. Ich hatte das damals nicht geglaubt, weil ich dachte, so was gibt es in unserem Land nicht. Mein Cousin hat mich ausgelacht und genau das erzählt, was die Autorin über dieses Thema in diesem Buch sagt. Jetzt weiß ich, dass ich das damals hätte glauben sollen. Beim Lesen des Buches war ich einmal in der U-Bahn unterwegs. Da hatte ich über die Frauen im Gefängnis gelesen. Ich habe das Buch und meine Augen 3 Mal geschlossen und gedacht, dass ich nicht mehr weiterlesen kann, weil ich weiß, dass die Männer sich in meinem Land gegenseitig umbringen und nie ins Gefängnis kommen. Aber eine Frau ist da und sie ist nicht die einzige Frau. Es gibt 100 Frauen, die wegen nichtigen Dingen im Gefängnis sind.
Dieses Buch empfehle ich allen afghanischen Frauen und Männern, die in Deutschland geboren sind und beim Lesen viel Hintergrundwissen erfahren können. Und auch allen anderen Menschen, die sich für Afghanistan interessieren.

Buchempfehlung von Mursal